Sebastian Dornblut vor Baustelle MHH

Kampfmittelräumung auf dem Erweiterungsgelände der MHH:

Sicher bauen, damit alle ruhig schlafen können

Die Erweiterung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist nicht nur ein großes Bauprojekt, sondern auch eine echte Herausforderung für die Kampfmittelräumung. Sebastian Dornblut, Projektingenieur und Fachplaner für die Kampfmittelräumung, sorgt dafür, dass der Bau sicher verläuft. 

Kampfmittelräumung – eine spannende Geschichte

Hannover wurde im Zweiten Weltkrieg schwer bombardiert. Das Erweiterungsgelände der MHH liegt in einem besonders betroffenen Gebiet. „Das Gebiet lag auf der Anflugschneise für die Raffinerie in Misburg, und wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.“ Sebastian Dornblut ist seit 2023 hier tätig, um genau solche Risiken zu erkennen. 

„Gefährdungsabschätzung ist meine Hauptaufgabe: Manche Kleinstmunition von Zeigefingergröße sieht nach nichts aus, kann aber hochexplosiv sein. Große Fundstücke können wieder weniger gefährlich sein. Man muss tatsächlich dann immer die Historie des Fundorts bewerten.“ Für Hannover resümiert er: „Wir haben eine sehr hohe Dichte an Bombentrichtern – etwa 50 allein auf diesem Areal. Das ist ein dichtes Trefferbild", erklärt Dornblut, der solche Details liebt: „Manchmal entdeckt man im Job Mosaiksteine der Geschichte, die uns helfen, das große Ganze zu verstehen."

Die Kleingartenanlage - mit vielen Fundstücken

Bevor der eigentliche Bau beginnt, erfolgen Räumungsarbeiten in zwei Phasen: zuerst wird die Fläche abgetragen und auf Abwurfmunition untersucht. Danach wird das Material detailliert durchgearbeitet, um sicherzustellen, dass keine Kampfmittel mehr vorhanden sind. Das Gelände, auf dem heute gebaut wird, war vorher eine Kleingartenanlage – und diese Geschichte erschwert die Arbeit zusätzlich. "Wir finden immer wieder alte Mülllöcher, die bis tief in den Boden reichen. Da wurden Bauschutt und Hausmüll, sogar komplette Motorräder einfach vergraben", erzählt Dornblut. Solche Funde sind typisch für ehemalige Kleingartenanlagen und machen die Räumung noch komplexer.

Die Zusammenarbeit mit der MHH ist dabei zentral

Dornblut lobt das Engagement der Universitätsklinik: „Die MHH ist sehr daran interessiert, das Schutzkonzept umfassend zu realisieren." Es gibt einen Koordinierungsstab und mit Ulrike Buchwald (Link Interview Buchwald) eine Projektkoordinatorin, die alle Beteiligten zusammenhält und für klare Abläufe sorgt. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es, viele Risiken im Vorfeld zu minimieren. Dornblut betont, dass ein gutes Schutzkonzept nur durch ständige Abstimmung und detaillierte Planung erreicht werden kann – gerade bei einem Projekt dieser Größe.

Sicherheit zuerst – der Blick in die Zukunft

Die aktuelle Räumungsmaßnahme ist bis Ostern 2025 geplant. Das Ziel: ein sicheres Baugelände für die Erweiterung der MHH. Danach soll das Gebiet wieder begrünt werden, um es für die nächste Bauphase vorzubereiten.

Für Dornblut ist klar: Die Kampfmittelräumung ist nicht nur ein Job, sondern ein entscheidender Schritt, damit der Neubau der MHH sicher und zukunftsorientiert gestaltet werden kann. 

„Jede Woche bin ich vor Ort, um sicherzustellen, dass alles nach Plan läuft und niemand überrascht wird. Nur so können wir die Sicherheit garantieren – für die Menschen heute und für die Zukunft."

Sebastian Dornblut, Projektingenieur

Sebastian Dornblut vor MHH Baustelle

Sebastian Dornblut stellt sich vor

Sebastian Dornblut begann seine Karriere als Vermessungstechniker, studierte dann Vermessungswesen und stieg 2013 in die Kampfmittelräumung ein, nachdem er bei einem Projekt in Fischbeck mit der Thematik in Berührung kam. Neben seinem beruflichen Interesse an der Kampfmittelräumung hat Dornblut eine Leidenschaft für Bunker- und Festungsbau sowie Militärhistorie – Beruf und Hobby gehen hier eng zusammen.