Baustelle des Pumpwerks in der Vogelsperspektive

Wiederverwendung von 1.150 Tonnen Abbruch-Beton –
altes Pumpwerk wird zum Füllmaterial

Es ist ein bauliches Relikt aus den 70er Jahren, das bis zum Sommer 2024 auf dem Gelände der UMG über viele Jahrzehnte einen Teil der Klinik-Silhouette prägte: das alte Pumpwerk, mit seinen insgesamt 15 Metern Höhe, wovon zehn Meter in das Erdreich reichten. Eine imposante Anlage, die ursprünglich dafür sorgte, das Abwasser der Uniklinik abzupumpen, seit 2020 aber keine Funktion mehr hatte. Ein Stauraumkanal im Untergrund übernimmt seitdem die Aufgabe, das Regenwasser vom Campus der UMG in Richtung Lutter, einem Nebenfluss der Leine, abzuleiten. 

 

 

„Vergleichbar ist der Aufbau des Pumpwerks mit einem Eisberg, unterirdisch geht es auf zwei Etagen in die Tiefe“, erklärt Timo Becker. Als Bauherrenvertreter der Baugesellschaft UMG begleitet und betreut der 41-Jährige Teile des Neubaus. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, genau diesen „Eisberg“ aus Beton aus dem Weg räumen zu lassen: Denn das alte Pumpwerk steht genau dort, wo später einmal der Eingangsbereich des Neubaus die Besucher:innen und Patient:innen begrüßen soll.

„Wir überbauen die sensible Infrastruktur eines Abwassersystems, das zwar nicht mehr genutzt, gleichzeitig aber auch nicht beschädigt werden darf.“

Timo Becker, Bauleiter

Hohlräume im Erdreich mit Abbruch-Beton auffüllen

"15 Meter hoch war das alte Pumpwerk – 10 davon im Erdreich verbaut." - Fakt zum Pumpwerk der UMG

Das funktionslose Gebäude oberirdisch abreißen, die Fläche frei und plan machen und das Neue, was da kommt, einfach draufsetzen – klingt nach schnell gemacht und für Außenstehende zunächst nicht wie eine besonders anspruchsvolle Planungsaufgabe für den erfahrenen Projektleiter. Allerdings liegt bei dem Plan die Schwierigkeit im Detail, wie Becker unterstreicht. Auch wenn es nicht so erscheine, sei es ein sehr komplexes Bauprojekt: „Die Regenwasserpumpen sind nicht mehr im Betrieb, allerdings fließt das Abwasser weiterhin durch das Gebäude”, sagt Becker. Damit überbaue man eine sensible Infrastruktur, die auf keinen Fall beschädigt werden dürfe. „Unsere Ingenieure legen bei der Umsetzung sehr hohe Sicherheitsstandards an”, so Becker weiter.

Eine weitere Herausforderung sind die statischen Voraussetzungen, die für das neue Gebäude geschaffen werden müssen. Denn unterhalb der Bauoberfläche besteht das Pumpwerk zwar aus massiven, anderthalb Metern dicken Betonwänden – der Kern, in dem sich auch noch die alten Pumpenanlagen befinden, besteht allerdings aus einem Hohlraum. „Unsere Aufgabe ist es, die späteren Lasten des Neubaus gut an dem alten Bauwerk vorbeizuführen“, so Becker. 

  • Zwei Bagger reißen die Wände eines Pumpwerks ein.

Ein „Sarkophag“ als statisches Element

Gemeinsam mit den zuständigen Behörden ist dafür ein detailliertes wie nachhaltiges Rückbaukonzept entwickelt worden. Dieses sieht vor, das Abbruchmaterial durch einen Brecher zu verkleinern und teilweise in den verbleibenden Hohlraum unterhalb des Gebäudes zu verfüllen. „Wir sprechen hier von etwa 500 Kubikmeter Beton, die abgebrochen und im Untergrund lageweise aufgefüllt werden“, beschreibt Becker. In Tonnen umgerechnet entspricht das etwa dem Gewicht von rund 575 Geländewagen, die man in einer unterirdischen Garage stapeln würde. Als zusätzliche statische Maßnahme wird der verfüllte Hohlraum mit einer Betondecke überbaut. Was im Untergrund bleibt, ist eine Art Backstein von circa sieben Meter Höhe.
„Damit schaffen wir eine Art Sarkophag, der zukünftig unter dem neuen Krankenhaus liegt.“

Grafische Ansicht der Architektur des Pumpwerks der UMG

Ein halbes Jahr für Abbrucharbeiten

All diese sensiblen Maßnahmen, die rund um das Abwassersystem und im laufenden Klinikbetrieb umgesetzt werden müssen, machen die Abbrucharbeiten sehr aufwendig. „Nach der vorsichtigen Entkernung im Innenraum kommen die Abbruchgeräte, die den Bau oberirdisch abtragen. Große Bruchstücke werden vor Ort in einer Brechanlage verkleinert und sortenrein verarbeitet.“ Das koste Zeit und sei nicht ohne Lärm und Staub umzusetzen, sagt Becker: „Wir rechnen insgesamt mit einem halben Jahr, im Dezember 2024 sind die Arbeiten abgeschlossen.“ Dann ist das alte Pumpwerk Geschichte – und das Baufeld für den Eingangsbereich der UMG der Zukunft bestellt.

Timo Becker besucht die Baustelle

Timo Becker stellt sich vor

Timo Becker betreut seit sieben Jahren große Baumaßnahmen rund um die UMG und ist Teil eines Projektteams der Baugesellschaft UMG, die den Neubau als Generalplanerin begleitet. Als studierter Wirtschaftsingenieur im Bauwesen und ausgebildeter Bauzeichner bringt er die nötige Erfahrung mit, um aus seiner „Bauleiterbrille“ frühzeitige Herausforderungen rund um den Klinikbau zu erkennen – und für die nötige Qualitätssicherung zu sorgen. Und das mit viel Freude, wie er betont: „Ich verbinde mein Herzblut mit Großprojekten, weil man mit so vielen Akteuren und Akteurinnen zusammenarbeitet. Das macht schon Spaß.“