Ulrike Buchwald – Architektin und Leiterin des Schutzkonzepts MHH

Ulrike Buchwald – Architektin. Kommunikatorin. Schutzengel. 

Schützen, sichern und viel sprechen: Ulrike Buchwald sorgt für Schutz im Bestand beim Neubau der MHH


Ulrike Buchwald ist Architektin und Leiterin des Schutzkonzept-Stabes für den Neubau der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Ihre Aufgabe: die Absicherung des alltäglichen Klinikbetriebes mit Hochleistungsmedizin und -forschung, während direkt nebendran gebaut wird. Das bedeutet viel Kommunikation, viel Bürokratie, aber auch viele spannende Herausforderungen. Und sie kann eindrucksvoll darlegen, wie aufwendig die vorbereitenden Aufgaben sind – und ob Bakterien Teil des Evakuierungsplans sind.

Frau Buchwald, Sie leiten das Schutzkonzept-Team für den Neubau der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Was genau machen Sie da?

Kurz gesagt bin ich während dieser Vorbereitungsphase die Schnittstelle der MHH, um mögliche Auswirkungen auf den Klinikbetrieb zu vermeiden und die Arbeitsfähigkeit aller Beteiligten zu gewährleisten. Mein Job ist es, alle an einen Tisch zu bringen – von der Technik über die Klinikleitung der MHH und der Baugesellschaft HBG bis hin zur Feuerwehr Hannover. Damit alles reibungslos abläuft, auch wenn wir mal mit Bombenfunden zu tun haben.

Das klingt ziemlich spannend und gleichzeitig herausfordernd. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?

Mein Berufsweg begann mit der Ausbildung zur Bauzeichnerin, danach habe ich Architektur studiert und war lange im Bereich Wohnberatung und Barrierefreies Bauen tätig. 2019 kam ich zur MHH, und als 2020 das Baugrundstück an die MHH übergeben wurde, übernahm ich die Projektleitung für die allererste Maßnahme: den Abriss der Lauben unter Berücksichtigung von Arten- und Naturschutz. Die Fläche musste als Baufeld so hergerichtet werden, dass sie für die Öffentlichkeit sicher ist, bis der Neubau beginnt. So bin ich Schritt für Schritt in diese Rolle hineingewachsen.

Zurück zu den Bombenfunden: Das klingt ja fast nach einem Krimi!

Ja, das stimmt. Hannover ist im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert worden. Deshalb gibt es auch auf unserem Baugelände Verdachtspunkte. Wir sind vorbereitet: Klar ist, dass die MHH als Supramaximalversorger nicht komplett evakuieren werden kann. Stattdessen sorgen wir dann für einen eingeschränkten Betrieb, damit die Patientinnen und Patienten, die auf uns angewiesen sind, weiter gut versorgt sind.

Das bedeutet sicher viele Absprachen und Koordination?

Absolut. Wir haben ein sogenanntes Ampelsystem für alle Gebäude entwickelt: Rot bedeutet, dass ein Bereich durchgängig in Betrieb sein muss, wie zum Beispiel die Kliniken. Gelb steht für Gebäude, die für eine gewisse Zeit personenfrei sein können. Und grün sind die Bereiche, die komplett evakuiert werden können, wie Verwaltungsgebäude. 
Das betrifft nicht nur die Menschen, sondern unter anderem auch Laborbakterien, die zu „füttern“ sind. Viele Bereiche der MHH haben spezielle Aufgaben, die zum Teil 24/7 in Betrieb sind. Die speziellen Abläufe sind geprüft und Handlungsanweisungen werden für einen möglichen Evakuierungstag erstellt.

Was reizt Sie persönlich an diesem Projekt?

Das Spannende an diesem Projekt ist die Vielseitigkeit: die Herausforderung, Lösungen zu finden – insbesondere für den laufenden Klinikbetrieb. Und das bei einer riesigen Baustelle – mit möglichen Kampfmitteln. Es geht darum, möglichst viele Fragen im Vorfeld zu klären, damit am Ende niemand überrascht wird. Was ich sonst an meinem eigentlichen Job am meisten schätze, ist das Arbeiten im Bestand: eine Lösung dafür zu finden, was die jeweilige Situation erfordert. Ich liebe es, die kleinen und größeren Baustellen zu besuchen und mir selbst ein Bild davon zu machen, wie wir vorankommen.

Und wie sieht jetzt Ihr Arbeitsalltag aus?

Viel Kommunikation. Ich führe unzählige Gespräche, koordiniere mit den unterschiedlichsten Stellen und behalte die Baustellen im Blick. Dazu gehört auch, zahlreiche Texte und Verordnungen zu lesen und sicherzustellen, dass alle Vorgaben eingehalten werden. Das ist zwar nicht immer spannend, aber notwendig.

 

Noch sind die Bauarbeiten nicht gestartet, was ist bis dahin passiert?

Vor dem eigentlichen Neubau der MHH stehen viele vorbereitende Maßnahmen an. Wir haben auch schon viel geschafft. Vieles, was man nicht sehen kann. Öffentliches Bauen ist eine Herausforderung – insbesondere wenn unterschiedliche Behörden beteiligt sind und jede Vergabe mehrere Instanzen durchlaufen muss.

 

Was wünschen Sie sich für den Neubau?

Ich wünsche mir ein gut durchdachtes und gestaltetes Klinikgebäude, von dem unsere Kinder und Enkelkinder sagen: Das haben die Alten intelligent gebaut.

Ulrike Buchwald, Architektin und Leiterin des Schutzkonzept-Stabes